Gibt es einen positiven Zusammenhang zwischen Carotinoiden und anderen Antioxidantien und Sonnenschutz? Immer wieder liest man im Internet verschiedene wissenschaftliche Studien dazu. Wir haben das geprüft.
Während die ersten Produkte zum Sonnenschutz bereits vor 80 Jahren entwickelt wurden, ist die Forschungslage zu alternativen UV-Schutzpräparaten noch unvollständig. Im Fokus der Diskussionen stehen immer wieder Carotinoide, dessen Potentiale auch in Zusammenhang mit chronischen Erkrankungen und Krebs besprochen werden. Aber welche Kraft steckt hinter den Stoffen? Und ist es möglich, einen UV-Schutz mit der Nahrung (zum Beispiel durch Karotten und Tomaten) aufzunehmen? Sind gängige UV-Schutzcremes irgendwann überflüssig, weil wir ihn uns "anfuttern" können?
Natürliche Beschützer
Carotinoide sind lipophile (fettlösliche) natürliche Farbstoffe. Menschen und Tiere müssen sie mit der Nahrung aufnehmen, da sie diese selbst nicht bilden können. Sie verleihen verschiedenen Gemüsesorten seine gelbe, orange oder rote Farbe. Beta-Carotin ist wohl eins der bekanntesten Carotinoide, das im Darm zu Vitamin A umgewandelt wird. Das Vitamin ist fettlöslich, daher sollten Karotten und Co. immer mit etwas Fett oder Öl verzehrt werden, damit die Zellen des Darms das Vitamin besser aufnehmen können. Carotinoide sind in der Lage, reaktive Sauerstoffverbindungen, die im Zusammenhang mit oxidativem Stress entstehen, abzufangen und zu deaktivieren. Sie fungieren daher als Radikalfänger.
Sonnenschutz von innen? Was sagen Studien?
Ein kleiner Exkurs in die Zahlenwelt:
Verschiedene Veröffentlichungen geben an, dass sich die Eigenschutzzeit der Haut bei regelmäßigem Verzehr verdoppeln kann.
Carotinoide können einen Lichtschutzfaktor von 2 in der Haut erzeugen. Die Einnahme von 6 mg beta-Carotin in Kombination mit 15 mg Zink über sechs Wochen ergeben einen Lichtschutzfaktor von 4. Das entspricht 200 ml Tomatensaft, einer Portion Spinat oder zwei Karotten. Aber: Nimmt man über mehr als drei Wochen mindestens 30 mg Carotinoide pro Tag ein, besteht die Gefahr, dass sich die Haut teils orange-braun färbt.
Übrigens: Süßkartoffeln haben im Vergleich der Gemüsesorten den höchsten Carotingehalt.
Ein weiteres Carotinoid ist Lycopen, das vor allem in Tomaten, Tomatenprodukten, rosa Grapefruit und Wassermelone enthalten ist. Verschiedene Publikationen zeigen, dass die Effekte von freien Radikalen ausgelöst durch UV-Strahlen um bis zu 40% reduziert werden können. In einer weiteren Studie nahmen die Proband*innen über einen Zeitraum von 10 Wochen täglich 40 g Tomatenpaste zu sich. Dies entspricht etwa 16 mg Lycopen. Die Haut der Probanden zeigte nach der Zeit eine verringerte Erythembildung (Rötung) und bietet so Schutz vor der Entstehung von Sonnenbrand.
Weitere Forschungen bestätigen dieses Ergebnis nach 10 Wochen. Eine weitere Veröffentlichung stellt dar: 55 g Tomatenmark am Tag können den natürlichen Eigenschutz der Haut um 33% erhöhen. Allerdings kann es bis zu mehreren Wochen dauern, bis dieser Schutz aufgebaut ist. Das Lycopen lagert sich in den Fibroblasten (Zellen der mittleren Hautschicht) an und schützt Lipide und Proteine vor oxidativen Schäden.
Eincremen? Unverzichtbar!
Carotinoide sind wahre Powerstoffe wenn es darum geht, die Haut vor Zellschäden, Entzündungen und vorzeitiger Hautalterung zu schützen. Tatsächlich können diese Stoffe aber die Sonnenstrahlen nicht absorbieren oder reflektieren so wie es die unterschiedlichen UV-Filter machen. Es besteht also weiterhin die Notwendigkeit sich mit Sonnenschutz oder Tagescremes mit LSF einzucremen, um sich vor UV-bedingten Hautschäden zu schützen.
In der Kombination wirken die UV-Filter plus eine Antioxidantien-reiche Nahrung synergetisch, sie schützen die Haut von innen und außen. Auch in kosmetischen Produkten haben die Vitamin A und Co. eine positive Wirkung auf die Hautgesundheit und ihren Schutz.
Quellen
- Fazekas, Zsuzsanna, et al. „Protective effects of lycopene against ultraviolet B-induced photodamage.“ Nutrition and cancer 47.2 (2003): 181-187.
- Sies, Helmut, and Wilhelm Stahl. „Carotenoids and UV protection.“ Photochemical & Photobiological Sciences 3.8 (2004): 749-752.
- Stahl, Wilhelm, et al. „Dietary tomato paste protects against ultraviolet light–induced erythema in humans.“ The Journal of nutrition 131.5 (2001): 1449-1451.
- Stahl, Wilhelm, and Helmut Sies. „β-Carotene and other carotenoids in protection from sunlight–.“ The American journal of clinical nutrition 96.5 (2012): 1179S-1184S.