Neurodermitisschub | Auslöser, Vorbeugung und SOS-Hilfe

Die Hautkrankheit Neurodermitis kann in Schüben verlaufen und in ihrer Ausprägung variieren. Viele Faktoren können diese akuten Phasen auslösen und entzündliche Prozesse fördern. Oft können sich die Betroffenen das plötzliche Auftreten der Symptome nicht erklären und suchen nach einer Lösung.

In diesem Blogartikel stellen wir dir sieben mögliche Auslöser von Neurodermitisschüben vor.

Neurodermitis, auch atopische Dermatitis genannt, ist eine chronische dermatologische Erkrankung, die Symptome wie Hauttrockenheit, Juckreiz, Rötungen und in besonders starken Phasen das Bluten der läsierten Hautstellen, verursachen kann.

Der Neurodermitisschub ist eine Verschlimmerung der Symptome in einem bestimmten Zeitraum und kann in Dauer und Schwere unterschiedlich ausgeprägt sein. Die Stärke der Neurodermitis ist wechselhaft und kann je nach Phase variieren. 

Was einen neuen Neurodermitisschub auslöst, ist individuell. Typische Faktoren sind:

  • (Nahrungsmittel-)Allergien
  • Psychischer Stress
  • Rauchen
  • Temperaturschwankungen und Schweißbildung
  • Kontakt mit reizenden Haushaltsreinigern
  • Falsche Kleidung
  • Übermäßige Hygiene
  • Westliche und fettreiche Ernährung

Was ist Neurodermitis und was zeichnet einen Schub aus?

Neurodermitis, auch atopische Dermatitis genannt, kann allein aber auch in Kombination mit anderen Erkrankungen auftreten. Häufig tritt sie mit weiteren vererbbaren, atopischen Krankheitsbildern wie bronchialem Asthma oder der allergischen Rhinokonjunktivitis (Heuschnupfen) auf. 

Zu den Symptomen gehören Juckreiz, Entzündungen und Trockenheit, die Zeichen für eine gestörte Hautbarriere sind und einer Dysbalance des Hautmikrobioms durch das Bakterium Staphylococcus aureus führen. Durch die gestörte Hautbarriere verliert die Haut mehr Feuchtigkeit und kann aufgrund der geschädigten Hautbarriere weniger Feuchtigkeit binden. 

Neurodermitis kann durch verschiedene Faktoren positiv oder negativ beeinflusst werden. Eine negative Beeinflussung begünstigt eine Verschlimmerung der Symptome in einem bestimmten Zeitraum. Dies wird als Neurodermitisschub bezeichnet. Die Dauer und die Stärke des Schubs ist individuell und kann unterschiedlich ausgeprägt sein. 

Neben einer dermatologischen Behandlung, die topisch (äußerlich) oder systemisch (innerlich) durchgeführt werden kann, können Betroffene weitere Maßnahmen ergreifen, um Symptome während eines Schubes zu minimieren.

Es ist zudem hilfreich, mögliche Triggerfaktoren zu identifizieren, um einem Neurodermitisschub präventiv vorzubeugen.

Hinweis: Die Triggerfaktoren für Neurodermitisschübe sind individuell und können sich von Person zu Person unterscheiden.

Nachfolgend stellen wir dir sieben Einflussfaktoren vor.

1. Allergien

Neurodermitiker*innen neigen häufig zu weiteren Überempfindlichkeiten und Allergien, insbesondere Nahrungsmittel-, Inhalations- und Kontaktallergene. Nahrungsallergene können Kuhmilch, Eier, Weizen, Soja und Erdnüsse sein. Inhalationsallergene, wie Hausstaubmilben, Pollen, Tierhaare und Pilze, können einen Triggerfaktor darstellen. 

Um deine Haut nicht mit Allergenen zu reizen, kannst du folgendes tun: 

  • Modeschmuck: Meide Schmuck aus allergieauslösenden Materialien, wie Nickel oder Kobalt.
  • Duftstoffe: Vermeide oder reduziere reizende Duftstoffe in Kosmetika, Reinigungsprodukten und Raumerfrischern. 
  • Arzneimittel: Achte bei der Verordnung von Medikamenten, wie Antibiotika (Neomycin), auf deinen Hautzustand. Medikamente können Prozesse im Körper anregen, die Schübe fördern. 

Hausstaubmilben sind das häufigste Allergen bei Neurodermitispatient*innen.

Tipps gegen Hausstaubmilben:

  • Wöchentlich das Bett beziehen
  • Regelmäßig lüften
  • Regelmäßig staubsaugen und staubwischen

Da es viele Auslösefaktoren gibt, ist es wichtig Allergene und Faktoren frühzeitig zu identifizieren und gegebenenfalls einen Allergietest bei deinem*r Ärzt*in durchzuführen. 

2. Stress

Stress kann Neurodermitisschübe begünstigen. Stress sorgt für neuronale und immunologische Veränderungen der Haut. Dabei verändern sich die Nervenfasern und die Mastzellenausschüttung in der Haut. Es werden Nervenwachstumsfaktoren aktiviert, die die vermehrte Ausschüttung von Entzündungszellen fördern und eine Verschlechterung von Entzündungen und eine Verdickung der Epidermis (oberste Hautschicht) verursachen. Die verdickte Haut bei Neurodermitis reagiert empfindlicher auf äußere Reize, was den Juckreiz verstärken und einen Teufelskreislauf aus Kratzen und Hautschaden auslösen kann. Dies führt zu einer verstärkten Entzündung, erhöhtem Infektionsrisiko und einer weiteren Verschlechterung der ohnehin gestörten Barrierefunktion, was die Haut anfälliger für Austrocknung und das Eindringen von Allergenen und Mikroorganismen macht.

Rund Dreiviertel der Betroffenen berichten von stress- und psychisch-bedingten Krankheitsverläufen. 

Um dein Stressniveau gering zu halten, kannst du folgendes tun:

  • Sprich mit deinem*r behandelnden Ärzt*in, um mögliche Maßnahmen, wie Entspannungs- und Atemübungen zu erlernen und anzuwenden. Besonders bei gewohnheitsbedingtem Kratzen können Verhaltensänderungen und Entspannungsübungen hilfreich sein, um unterbewusste Verhaltensweisen zu identifizieren.

  • Freund*innen, Familie und/oder Partner*innen können eine große Unterstützung darstellen und negative Gedankenmuster durchbrechen. Versuche dir einen privaten „Safe-Space“ zu erschaffen, in denen die Hauterkrankung und deren Erscheinungsbild kein Problem darstellt und du deine Hautläsionen nicht verstecken musst. 

3. Rauchen

In stressigen Phasen greifen viele Raucher*innen häufiger zur Zigarette. Der enthaltende Tabak hat viele schädliche Auswirkungen auf das Immunsystem und kann ebenso die Funktion der Hautzellen beeinträchtigen. Studien zeigen, dass Rauchen immunzellenvermittelte allergische Reaktionen, wie beispielsweise Hausstaub- und Umweltallergien, signifikant fördert.

Der genaue Mechanismus ist jedoch unklar. Es wird angenommen, dass die aktivierten Entzündungszellen die Zusammensetzung epidermaler Lipide und die Beschaffenheit des Stratum corneum, einer strukturgebenden Hautschicht, verändert. Dadurch erhöht sich der Wasserverlust in der Haut und die Hydration innerhalb der Hautzellen nimmt ab. Die Symptome der Betroffenen nehmen zu. 

4. Temperaturschwankungen

Temperaturschwankungen und Schweißproduktion haben bei Neurodermitis einen erheblichen Einfluss auf die Hautsymptomatik. Kinder leiden vermehrt im Herbst und Winter, während Erwachsene im Sommer häufiger Schübe haben. Die Pollenbelastung im Sommer verstärkt atopische Dermatitis, insbesondere in Kopf- und Halsbereichen. Starke Hitze behindert die nächtliche Regeneration der Haut und vermehrtes Schwitzen reizt die Haut zusätzlich.

Schweiß auf der Haut

Schwitzen dient der Temperaturregulierung im Körper und der Befeuchtung der Hautoberfläche. Besonders im Sommer, wenn die Wärmeregulierung notwendig ist, zeigen Neurodermitiker*innen Veränderungen in der Schweißproduktion und -zusammensetzung im Vergleich zu Nicht-Neurodermitiker*innen. Häufig haben Betroffene eine verminderte Schweißausscheidung, was im ersten Moment positiv klingt. Durch das verminderte Schwitzen verschlimmern sich jedoch die Symptome, da es zu einer Wärmespeicherung und verstopften Poren kommt, was zur Hauttrockenheit führt. Aufgrund der veränderten Hautbeschaffenheit erhöhte sich die Anfälligkeit gegenüber Krankheitserregern. Bei Neurodermitis-Betroffenen ist zudem die Schweißzusammensetzung verändert: Schweiß enthält mehr Salz und Glukose, was die Haut austrocknet und die Barriereregeneration beeinträchtigt. 

Tipps gegen temperaturbedingte Schübe:

  • Schweiß: Befreie deine Haut von Schweiß. Die Poren, aus denen Schweiß austritt, können verstopfen, wenn die Schweißpartikel zu lange auf der Haut sind. Wenn Schweiß nicht austreten kann, wird es in das umliegende Gewebe abgegeben und führt zu Entzündungen. Es wird angenommen, dass das Austreten von Schweiß in das Gewebe mit schmerzhaftem Juckreiz beim Schwitzen und der Aufrechterhaltung von Entzündungen zusammenhängt.

  • Temperaturschwankungen: Vermeide starke Temperaturschwankungen. Durch die verminderte Schweißproduktion steigt die Körpertemperatur und Entzündungen können gefördert werden.

5. Kontakt mit reizenden Haushaltsreinigern

Häufig wird bei der Hausreinigung zu Reinigungsmitteln gegriffen, die basisch sind und viele aggressive Chemikalien enthalten. Dadurch wird die Hautbarriere stark beeinträchtigt. 

Um deine Haut nicht mit Haushaltsreinigern zu reizen, kannst du Folgendes tun:

  • Schutzmaßnahmen: Trage Schutzhandschuhe und minimiere Kontakt zu Reizstoffen.
  • Waschen der Kleidung: Verzichte auf parfümierte Weichspüler und spüle deine Wäsche gegebenenfalls ein weiteres Mal mit Wasser durch, um Rückstände zu vermeiden. 
     

6. Falsche Kleidung

Undurchlässige Stoffe und Materialien können die Haut belastet und mechanisch reizen. Um die Hautgesundheit zu fördern, ist es sinnvoll, Materialien zu tragen, die luftdurchlässig sind und Schweiß aufnehmen und ableiten. Dadurch kann die Haut in ihrer Aktivität unterstützt werden.

Folgende Stoffe solltest du nicht tragen:  

  • Nylon und weitere synthetische Stoffe: Meide diese Stoffe, weil sie keine gute Temperaturregulierung und Atmungsaktivität bieten. 
  • Wolle: Vermeide diesen Naturstoff. Er hat eine raue Struktur und kann die Haut mechanisch reizen.

Trage stattdessen:

  • Baumwolle: Trage Kleidung aus Baumwolle. Diese ist besonders atmungsaktiv und kann Schweiß optimal aufnehmen.
     

7. Übermäßige Hygiene

Eine übermäßige Reinigung kann die bereits geschädigte Hautbarriere weiter entfetten und belasten. Denn wertvolle Ceramide und Lipide werden durch intensive Reinigung aus der Haut herausgelöst und die Haut wird durchlässiger für externe Irritanzien sowie weitere Krankheitserreger. Dies kann Schübe begünstigen. 

Tipps für die Hautreinigung bei Neurodermitis:

  • Badezeit: Auch wenn ein langes Bad gerade im Winter verlockend ist, bade am besten nur 5 bis maximal 10 Minuten. So versorgst du deine Haut mit Feuchtigkeit und entfernst Schweiß sowie Reizstoffe wie Pollen und Feinstaub.
  • Schonende Reinigung: Vermeide mechanische Reizung der Haut durch Reiben oder Schrubben und verzichte auf Produkte mit Parfüm oder Konservierungsmitteln. Verwende milde, rückfettende Tenside.
  • Pflege nach dem Baden: Trage innerhalb von drei Minuten nach dem Baden eine Feuchtigkeitscreme auf die noch feuchte Haut auf, um einen übermäßigen Feuchtigkeitsverlust zu verhindern. Feuchte Haut nimmt Produkte besser auf als trockene. 
  • Wundversorgung: Bedecke nässende Hautstellen nach der Reinigung mit einem Verband, um Infektionen zu vermeiden und die Heilung zu unterstützen.

Die Bedeutung der richtigen Hautpflege

Zielführende Inhaltsstoffe in der Hautpflege

Übermäßige Hygiene kann die bereits geschädigte Hautbarriere weiter belasten, daher ist eine sanfte Pflege wichtig. Inhaltsstoffe wie Urea und Nachtkerzensamenöl können die Haut hydratisieren und Entzündungen hemmen. Nachtkerzensamenöl, welches Gamma-Linolensäure enthält, wirkt entzündungshemmend und kann das Wachstum von Staphylococcus aureus hemmen.

SOS-Pflege bei akuten Schüben

Im Falle eines akuten Schubes empfehlen wir Neurodermitiker*innen die DERMASENCE Vitop forte Rescue Pflegecreme. Inhaltsstoffe, wie Nachtkerzensamenöl und hautähnliche Ceramide lindern Spannungsgefühle und Juckreiz. Zudem sind Inhaltsstoffe enthalten, die die Lipidsynthese und die Regeneration der Hautbarriere unterstützen. 

Neuen Neurodermitisschüben durch medizinische Hautpflege vorbeugen 

Für die tägliche intensive Pflege empfehlen wir die DERMASENCE Vitop forte Pflegecreme, die speziell auf die Bedürfnisse atopischer Haut abgestimmt ist. Diese Creme bietet präventiven Schutz, indem sie einen atmungsaktiven, wasserdurchlässigen Schutzfilm auf der Haut bildet, der den transepidermalen Wasserverlust reduziert und die Haut vor äußeren Einflüssen wie mechanischen Reizungen schützt. Der enthaltene Wirkstoffkomplex unterstützt und regt die natürlichen Regenerationsprozesse der Haut an und trägt zur Vorbeugung von entzündlichen Hautreaktionen bei.

Neurodermitiker*innen können Einfluss nehmen

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es viele Faktoren gibt, die Neurodermitisbetroffene selbst beeinflussen können. Stress, kratzige Kleidung und scharfe Haushaltsreiniger können die Symptome verschlimmern, während Entspannungsübungen und seelische Unterstützung durch liebe Menschen Linderung verschaffen können.

Zudem gibt es Neurodermitis-Tagebücher, die das Dokumentieren von Symptomen erleichtern und dabei helfen, Kofaktoren zu ermitteln. Änderungen im Lebensstil können hier genauer erfasst werden, da sich Symptome teilweise erst nach bedingter Zeit zeigen.

Hier kannst du dir kostenlos das DERMASENCE Neurodermitis-Tagebuch zum Ausdrucken herunterladen und mit deinen Aufzeichnungen beginnen!

Jetzt herunterladen 

Quellen

  • Luschkova, D. et al. (2021). Atopic eczema is an environmental disease. Allergologie select, 5, 244–250. doi.org/10.5414/ALX02258E
  • Gatmaitan, J. G., & Lee, J. H. (2023). Challenges and Future Trends in Atopic Dermatitis. International journal of molecular sciences, 24(14), 11380. doi.org/10.3390/ijms241411380
  • Lee, J. H., Son, S. W., & Cho, S. H. (2016). A Comprehensive Review of the Treatment of Atopic Eczema. Allergy, asthma & immunology research, 8(3), 181–190.
  • Peters, E. M., Liezmann, C., Spatz, K., Daniltchenko, M., Joachim, R., Gimenez-Rivera, A., Hendrix, S., Botchkarev, V. A., Brandner, J. M., & Klapp, B. F. (2011). Nerve growth factor partially recovers inflamed skin from stress-induced worsening in allergic inflammation. The Journal of investigative dermatology, 131(3), 735–743. doi.org/10.1038/jid.2010.317  
  • Wang, Z., & Zhang, M. (2023). Smoking and the risk of atopic dermatitis: A two-sample mendelian randomization study. Medicine, 102(45), e36050. doi.org/10.1097/MD.0000000000036050
     

Autorin

Melanie Lüdiger-Schlüter, DERMASENCE Kosmetikwissenschaftlerin

und das Kosmetikwissenschaftlerinnen-Team von DERMASENCE.

Erfahre hier mehr über unsere Autorinnen!

InstagramFacebookYouTubePinterestXINGLinkedIn