So diffus wie der Begriff INCI selber sind die zahlreichen Bezeichnungen dahinter: AQUA, BUTYROSPERMUM PARKII BUTTER, SODIUM LAURETH SULFATE usw., die schon oft Fragezeichen in die Gesichter der Verbraucher*innen zauberten. Mit ein bisschen Hintergrundwissen zum System der INCI werden die ganz und gar nicht diffusen Absichten dahinter deutlich.
Unser Blogartikel bringt Licht ins Dunkeln und erklärt Dir, für was „INCI“ überhaupt steht, in welchem Bereich sie Anwendung findet und warum sie so wichtig ist.
Nicht zu verwechseln mit der türkischen Perle („Inci“).
Definition von INCI
INCI steht für die englische Bezeichnung „International Nomenclature of Cosmetic Ingredients“ und bedeutet übersetzt „Internationale Nomenklatur für kosmetische Inhaltsstoffe“. Hinter ihr steckt eine internationale Richtlinie für die korrekte und einheitliche Angabe der Inhaltsstoffe von Kosmetika. Aber auch Parfüms, dekorative Kosmetik und Zahnpasta bedienen sich der INCI.
Das Gesetzliche
Die INCI entstammt der EU-Verordnung (EG) Nr. 1223/2009 über kosmetische Mittel (ugs. EU-Kosmetikverordnung). Die EU-Kosmetikverordnung regelt drei Bereiche:
- Harmonisierung der Rechtsvorschriften über kosmetische Mittel in der europäischen Gemeinschaft
- Verfahren zu vereinfachen
- bestimmte Elemente wie die Marktüberwachung auszubauen.
Die geregelte Rechtsmaterie der INCI ist der Verbraucherschutz, sodass der Schutz der menschlichen Gesundheit in den Fokus gestellt wird. In diesem Aspekt liegt auch die Relevanz der INCI.
Die Relevanz
Die Relevanz liegt ganz klar in der gewährleisteten Transparenz für den/die Verbraucher*in. Dank der Kennzeichnung der Inhaltsstoffe kann jede*r Verbraucher*in für sich selbst ein sicheres und qualitativ hochwertiges Produkt auswählen. Das kosmetische Produkt entspricht automatisch den individuellen Anforderungen. Die einheitliche Nomenklatur der Inhaltsstoffe ermöglicht besonders Allergiker*innen, ein Produkt vor dem Kauf auf bedenkliche, allergene Inhaltsstoffe zu prüfen. Aber auch Kosmetikinteressierten wird die simple Möglichkeit gegeben, sich über die Wirksamkeit des Produktes zu informieren (hierzu später mehr).
Ein kleines Zugeständnis:
Die INCI ist in jedem Fall eine gute Hilfestellung für Allergiker*innen potenziell reizende Inhaltsstoffe zu erkennen. Jedoch ist zu beachten, dass der/die Betroffene sich die INCI-Bezeichnungen selbstständig aneignen muss. Die INCI-Bezeichnungen unterscheiden sich leider häufig von den Bezeichnungen, die im Allergiepass stehen.
Bei Fragen und Unsicherheiten sind DERMASENCE und deine Apotheke vor Ort jederzeit für dich da.
Das INCI-System
Hinter der INCI-Liste steckt ein wahres System, welches auf dem Nomenklatursystem der USA basiert. Es wurde von der EU-Kommission entsprechend an den europäischen Sprachgebrauch angepasst. Alle Kosmetikhersteller verpflichten sich, ihre Produkte gemäß dem System zu kennzeichnen und sich an die folgende Regeln zu halten:
Die Inhaltsstoffliste wird mit dem einleitenden Begriff „Ingredients“ (dt.: Inhaltsstoffe) gekennzeichnet
Nachfolgend werden die Inhaltsstoffe in abnehmender Reihenfolge ihres Gewichtsanteils zum Zeitpunkt der Herstellung aufgeführt. Ausnahmen bilden Inhaltsstoffe, die mit weniger als 1 Gewichtsprozent enthalten sind.
Duftstoffe, sprich Riech- oder Aromastoffe und ihre Ausgangsstoffe, können schlicht als PARFUM, FRAGRANCE oder AROMA angegeben werden.
Farbstoffe, die nicht zum Haarefärben bestimmt sind, werden mit der Colour-Index-Nummer (CI-Nummer) angegeben. Manchmal steht eine CI-Nummer bzw. stehen mehrere CI-Nummern in eckigen Klammern mit vorangesetztem „+/−“. Hierbei handelt es sich um Kosmetika in verschiedenen Farbvarianten, die auf der gleichen Grundformulierung basieren (z. B. Lippenstifte, Lidschatten).
Die Bezeichnung „[Nano]“ deutet auf einen Inhaltsstoff in Form von Nanomaterialien hin.
Pflanzliche Inhaltsstoffe werden nach einer internationalen botanischen Nomenklatur (das Linné-System) angegeben. Dem lateinischen botanischen Namen der Pflanze oder dem allgemein gebräuchlichen Namen folgt die Bezeichnung des Pflanzenteils, aus dem der Rohstoff gewonnen wird (z. B. Blüten, Früchte, Rinde etc.). Abschließend wird die Art der Verarbeitung angegeben (z. B. Extrakt, Öl, Pulver etc.). In dieser Auflistungsbürokratie liegt schließlich der Grund, weshalb ein Inhaltsstoff gerne eine ganze Zeile ausfüllt. Als ein gutes Beispiel kann unser Färberwaidextrakt angeführt werden: Isatis Tinctoria Leaf Extract.
ISATIS TINCTORIA (lat.): Botanische Nomenklatur des Färberwaid
LEAF (engl. für Blatt): Pflanzenteil der Rohstoffgewinnung
EXTRACT (engl. für Extrakt): Art der Verarbeitung
Ein kleines praktisches Beispiel
Mit diesem Hintergrundwissen zur INCI und der Inhaltsstoff-Auflistung ist es ganz einfach, die Qualität und Wirksamkeit im Hinblick auf die Versprechen eines kosmetischen Produktes zu prüfen und einzuschätzen.
Anhand unserer DERMASENCE Vitop forte Rescue Pflegecreme wollen wir den Weg durch die INCI-Liste gemeinsam gehen:
Die DERMASENCE Vitop forte Rescue Pflegecreme ist eine Intensivpflege für sehr trockene und gereizte Haut. Sie vereint Färberwaid mit essentiellen Ceramiden und pflanzlichen Ölen. Sie bietet Reizberuhigung und schafft somit besonders bei zu Neurodermitis neigender Haut Linderung von Spannungsgefühlen und Juckreizempfindungen. Die Regeneration der Hautbarriere wird durch Linolsäure, Panthenol und Niacinamide unterstützt. Der Wirkstoffkomplex aus Färberwaid, Grünem Tee und Aloe vera beugt Entzündungsprozessen und den damit einhergehenden Rötungen und Juckreiz vor.
Der Blick auf die INCI verrät: Neben Wasser (AQUA) als Hauptkomponente folgen die hautpflegenden pflanzlichen Öle, die sich durch ihren hohen Gehalt an α-Linolensäure und γ-Linolensäure auszeichnen. Sie wechseln sich mit den ebenfalls pflegenden Lipidkomponenten ab:
- CANOLA OIL: Rapsöl
- OENOTHERA BIENNIS (EVENING PRIMROSE) OIL: Nachtkerzenöl
- BUTYROSPERMUM PARKII (SHEA) BUTTER: Shea Butter
Es folgen wichtige Vitamine und ihre Derivate, die die Haut beruhigen, schützen sowie bei der Lipidsynthese unterstützen.
- TOCOPHERYL ACETATE: Vitamin E-Derivat
- NIACINAMIDE: Vitamin B3
- PANTHENOL: Provitamin B5
Auch der Vitop-Wirkstoffkomplex ist im oberen Drittel der Inhaltsstoffe platziert.
- ISATIS TINCTORIA LEAF EXTRACT: Färberwaidextrakt
- ALOE BARBADENSIS LEAF JUICE POWDER: Aloe vera
- CAMELLIA SINENSIS LEAF EXTRACT: Grünteeextrakt
Auf den Vitop-Wirkstoffkomplex folgt ein Komplex aus Ceramiden, die den Ceramiden der Haut in der äußersten Schicht nachgeahmt sind. In Hautpflegeprodukten unterstützen sie die Hautbarriere und ihre Funktion als Schutzschild gegenüber Schad- und Reizstoffen. Zudem schließen sie die Feuchtigkeit in der Haut als pflegende Schicht ein.
- CERAMIDE NP, CERAMIDE AP, CERAMIDE NS, CERAMIDE AS, CERAMIDE EOP
Abschließend folgen Emulgatorsysteme, die die fett- und wasserliebenden Inhaltsstoff-Phasen der DERMASENCE Vitop forte Rescue Pflegecreme zusammenbringen und stabil halten (z. B. SODIUM STEAROYL GLUTAMATE). Verdicker, die die leichte und fließende Konsistenz der Intensivpflege ermöglichen (z. B. Xanthan Gum), schließen sich an. Aus der INCI ist ebenfalls zu entnehmen, dass die DERMASENCE Vitop forte Rescue Pflegecreme auf die Verwendung von Parfümstoffen verzichtet. Die INCI-Bezeichnungen PARFUM, FRAGRANCE oder AROMA sind nicht zu finden.
Eine kleine Zusammenfassung
Die Auflistung der Inhaltsstoffe in der INCI-Liste gibt uns ganz im Sinne des Verbraucherschutzes und der gewährleisteten Transparenz eine sehr gute Möglichkeit, in die Formulierung eines kosmetischen Produktes zu schauen. Anhand individueller, gesundheitlicher Kriterien kann geurteilt werden, ob der Kauf des Produktes in Frage kommt. Mit ein bisschen Hintergrundwissen und einer gewissen Übung ist es recht einfach, Inhaltsstoffe zu entschlüsseln und ein qualitativ hochwertiges Produkt zu erkennen.
Eine kleine Hilfestellung kann auch unser DERMASENCE Wirkstofflexikon geben. Das Wirkstofflexikon umfasst alle relevanten Inhaltsstoffe, denen sich die DERMASENCE-Produkte bedienen. Neben der INCI-Bezeichnung könnt ihr eine kleine Beschreibung und die spezielle Wirkung des Inhaltsstoffes nachlesen.
Quellen
- Bodnarchuk, I. I./ Nikitina, M. V. (2019): International classification systems for cosmetic ingredients. Link: https://dspace.nuph.edu.ua/bitstream/123456789/19884/1/436-437.pdf
- Ellsässer, S. (2020): Körperpflegekunde und Kosmetik. Ein Lehrbuch für die PTA-Ausbildung und die Beratung in der Apothekenpraxis. 3. Auflage. Springer-Verlag: Berlin.
- Bährle-Rapp, M. (2020): Springer Lexikon. Kosmetik und Körperpflege. 5. Auflage. Springer-Verlag: Berlin.
Autorinnenteam
Marleen Pundt, Kosmetikwissenschaftlerin
und
Anna Tersteeg, Kosmetikwissenschaftlerin
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